römische Keramik, terra sigillata, Glanzton der Römer
Keramik ist archäologisch gesehen ein besonders dauerhaftes und in Massen auftretendes Material. Da es nicht recycelbar ist, entsorgte man Bruchstücke defekter Gefäße. Die Kurzlebigkeit und gleichzeitige starke Verbreitung keramischer Waren führten dazu, dass unübersehbare Scherbenberge ausgegraben wurden und in einschlägigen Museen die oft mäßig interessierten Besucher langweilen.
Und dennoch: An den keramischen Funden lassen sich wie an keinem anderen Material Entwicklungen zivilisatorischer wie handelstechnischer Art ablesen.
Römische Keramik ist in den frühen Jahrhunderten kaum auszumachen. Etruskische, griechische, später hellenistische Waren bestimmten das Bild bis ins 1.Jh.v.Chr. Dies änderte sich nach den Bürgerkriegen vollkommen. Innerhalb kurzer Zeit etablierten sich in Italien mehrere Keramikzentren mit einem innovativen Programm schwarzem und rotem Glanztons (terra sigillata) z.B. Arezzo, Padana, Pisa, Pozzuoli.
Doch noch im 1.Jh. begannen neue Produkte aus Gallien den Markt zu erobern. (Lyon, Graufesenque, Lezoux) Italische Ware verlor seine Bedeutung. Die Herstellung von Glanzton wurde im 2.Jh. immer weiter nach Norden verlagert (Rheinzabern). Dort wurden riesige Mengen guter bis einfacher "terra sigillata" erzeugt. Nordgallischer Glanzton hatte nicht mehr die Exklusivität früher italischer Ware. Ab dem 2.Jh. kommt es zum Aufstieg nordafrikanischer Ware. Im Gegensatz zur rheinischen Keramik fielen für die Mittelmeeranrainer nur mäßige Transportkosten an. Immer größere Kontingente überschwemmten bis ins 6.Jh. Spanien, Südgallien, Italien und den gesamten Osten.
Die NW-Provinzen besaßen ihre eigene Produktion. Der letzte dort hergestellte Glanzton kam aus den Argonnen. Interessant ist das Kapitel glasierter pannonischer Ware der späten Antike.
In der gesamten Kaiserzeit spielte lokale Ware ein große Rolle. Auch wenn diese oft nicht Exportqualität erreichte, dürfte der Preis den Ausschlag gegeben haben.
Vermögende Haushalte hatten sich längst für andere Materialien entschieden. Glas war beliebt und ab dem 1.Jh. erschwinglich, Bronze und Silber hatten immer schon Prestige. Nicht zu unterschätzen ist auch der Anteil hölzerner Gefäße.
Auch wenn die erzeugte Gesamtmenge zeitweise enorme Ausmaße angenommen hat, so besaß die einzelne Werkstatt meist nur bescheidene Ausmaße und jedes Stück war trotz aller Typisierung ein handwerkliches Einzelstück.
Die Formgebung erfolgte entweder auf der Töpferscheibe oder es wurde in Form getöpfert. Freihändig geformte Keramik war
nur wenig und dann als sehr einfache Ware in Umlauf.
römische Brennöfen
Die meisten Brennöfen waren bescheiden dimensioniert. Wichtig war immer die Entscheidung für oder gegen die Gaszufuhr aus der Feuerung. Daraus ergab sich leuchtendrote Keramik oder eher einfache graue oder schwarze Ware
Der rekonstruierte riesige Brennofen aus Graufresenque(Millau,F)besaß eine Kapazität je Brennvorgang von 10.000 bis 40.000 Teilen.
Die Brenntemperatur erreichte 1050 °C. Die Gase aus der Feuerung wurden über Kamine durch die Brennkammern geführt. So vermied man eine Verunreinigung durch Russ.
Diese Konstruktion war sehr anspruchsvoll.
Das System musste völlig dicht sein, gleichzeitig bedurfte es einer hohen Effizienz der Heizleistung, da sonst die hohe Brenntemperatur nicht erreicht worden wäre.
Es wird geschätzt, dass im Vergleich zu den einfachen Brennmethoden dennoch mindestens
die doppelte Menge Holz im Verhältnis zum Brenngut benötigt wurde.
römischer roter Glanzton
Träger der roten Farbe ist stets Fe2O3 (Hämatit). Dieser ist im gesamten Temperaturbereich, welcher in der Antike erreichbar war, stabil.
Durch eine sorgfältige Aufbereitung und Schlämmung der eisenhaltigen Tone kann man ebenso wie im reduzierenden, so auch im oxidierenden Brand zu Glanztonqualitäten kommen. Davon ist bei der Fertigung von terra sigillata und terra nigra ausgiebig Gebrauch gemacht worden.
Die roten terra sigillata-Überzüge mussten bei höherer Temperatur eingebrannt werden, wenn etwa gleicher Versinterungsgrad erreicht werden sollte. Der Grund dafür liegt darin, dass im oxidierenden Brand Eisen(II)-Ionen, die unter reduzierenden als Flussmittel wirken, nicht entstehen konnten.
(Walte Noll, Alte Keramiken und ihre Pigmente)
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