römisches Silber - argentum - der Tafelluxus reicher Römer
Plinius d.Ä. berichtet, eine Gesandtschaft aus Karthago wurde
in mehreren aristokratischen Häusern bewirtet. Die dafür nötigen Silbergefäße waren so knapp, dass man offenbar von mehreren Haushalten zusammenlegen musste. So speisten die angereisten Kathager stets vom gleichen Service.
275 v.Chr. wurde der verdiente Militär und Politiker P. Cornelius
Rufinus aus dem Senat wegen Luxussucht entfernt. Die Zensoren fanden, 10 Pfund Silber (3,27 kg) wären zu viel.
Ab dem 2.Jh.v.Chr. kam reichlich Material aus Spanien. Es kam auch hier zum organisierten Kunstraub; altes Silber aus Tempeln und Privatsammlungen eroberter Völker gelangte Kraft "Siegerrecht" in die Hände der römischen Oberschicht. Statthalter Verres (1.Jh.v.Chr.) war so ein "leuchtendes Beispiel", pflegte er doch die Silbergefäße seiner Gastfreunde zu konfiszieren.
Im Jahr 161 v.Chr. erlaubte die "Lex Fannia sumtuaria" die Benutzung von Tafelsilber bis zu einem Gesamtgewicht von 100 Pfund.
Q. Maximus Allobrogicus, Konsul des Jahres 121 v.Chr., soll als erster Tafelsilber für 1000 Pfund besessen haben.
Schon 91 v.Chr. soll M. Livius Drusus 10000 Pfund Tafelsilber sein Eigen genannt haben.
Silber war in der römischen Antike zunehmend das Ausstattungsmaterial der Oberschicht, silberne Platten, Schüsseln, Trinkgefäße bestimmten dort das Bild.
Plinius (3.1.9) schreibt über den idealen Haushalt:
Dann wird das Essen, ebenso köstlich wie einfach, in reinem, alten Silbergeschirr aufgetragen. Es sind auch korinthische Gefäße im Gebrauch, an denen er seine Freude hat, ohne sein Herz daran zu hängen.
Athenaios v.N.: "Es gibt Leute, die nicht so sehr auf Reichtum stolz sind wie auf ihren Besitz vieler goldener und silberner Trinkgefäße. Zu ihnen gehörte der Arkadier Pytheas von Phigaleia, der auf dem Totenbett nicht zögerte, seinen Hinterbliebenen aufzutragen, auf seinem Grabstein folgendes Epigramm zu setzen: Pytheas liegt hier im Grabe, ein trefflicher Mann und verständig, welcher sich Becher erwarb, fast unermesslich an Zahl, Becher aus Silber und Gold und Elektron, in schimmerndem Glanze, und er besaß deren mehr, als alle anderen zuvor."
Doch nicht nur die Quantität zählte. Begehrt war "altes Silber", am liebsten von berühmten Künstlern. Plinius d.Ä. berichtet von L. Licinius Crassus,
der für zwei Trinkschalen aus der Werkstatt des Mentor (4.Jh.v.Chr.) 100.000 HS bezahlt hätte. Bei solchen Preisen ist es kein Wunder, dass der Markt mit gefälschtem "alten Silber"
blühte.
Gleichzeitig waren besonders große und schwere Stücke beliebt. So soll es in vorsullanischer Zeit bereits 150 Silberschüsseln
von mehr als 100 Pfund gegeben haben. Kaiser Claudius ließ lt.Plinius sich gar eine Schüssel mit 500 Pfund fertigen.
Silber ist im archäologischen Kontext die Ausnahme
Im Gegensatz zu der massenhaft produzierten und bei Schäden entsorgter keramischer Ware wurde Silber nicht entsorgt, sondern bei Bedarf in eine neue Form gebracht.
Silberfunde haben daher stets einen besonderen Hintergrund. Katastrophen wie große Brände, Erdbeben und Vulkanausbrüche kommen in Frage - und selbst da muss damit gerechnet werden, dass Überlebende nichts unversucht gelassen haben,
die Schätze zu bergen. Einige Bestände sind als Schatzfunde an das Licht gekommen. In diesen Fällen wurden Pretiosen wohl bisweilen hastig vergraben, um sie Feinden
nicht in die Hände fallen zu lassen. Offenbar hatte der Eigentümer keine Gelegenheit mehr, das Gut zu bergen.
Weniger selten sind kleine Silberaccessoires. Schmuck und Toilettenartikel finden sich manchmal in Gräbern. Auch eine Anzahl silberner Löffel sind erhalten.
Datierung und Zuschreibung
Datierung und Produktionsstätten sind bei Silberstücken meist schwierig. Oft wurde Familiensilber über Generationen vererbt. "Altes Silber" galt sogar Zeichen besonderer
Distinktion. Wenn also durch glückliche Umstände das Datum der zugrunde liegenden Katastrophe (Erdbeben, Krieg etc.) bekannt ist, so handelt es sich nur um einen
terminus ad quem. Erkenntnisse über die Produktionsstätte sind ebenso schwer zu gewinnen und es bleibt meist bei einer ungefähren Zuschreibung (gallisch, italisch etc.).
Zuschreibungen erfolgen daher meist über vergleichende Stilanalyse.
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