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die Germanen

Die germanische Volksgruppe siedelte anfangs in Skandinavien und der norddeutschen Tiefebene, später auch in Mitteldeutschland. Der Name suggeriert ein Einheitlichkeit, die es so nie gab. Immerhin scheint die von Caesar getroffene Unterscheidung zu den Kelten (Gallier) begründet zu sein. Germanen siedelten demnach zur Zeitenwende vom Niederrhein bis jenseits der Elbe. Sie drangen in der Folge nach Süden in ehedem keltische Siedlungsgebiete vor und siedelten bis zum Donaulimes.
Als Stammesgruppen sind Nordgermanen, Nordseegermanen, Rhein-Weser-Germanen, Elbgermanen (Sueben), Odermündungsgermanen, Weichselmündungsgermanen und Germanen der Przeworsker Kultur bekannt. Die Situierung der Stammesgebiete war im Fluss und unterlag stetigen Veränderungen.

Die Ausgrabungen im Germanengebiet zeigen eine ernüchternde Situation: Haufendörfer bescheidener Größe, rückständige Agrarstrukturen, ein geringer Grad von Arbeitsteilung mit entsprechend einfachen Erzeugnissen.
Kein Wunder, dass Germanen stets versuchten, mit Handel oder Gewalt an die qualitativ sehr viel besseren Produkte ihrer Nachbarn zu kommen. Das war schon zu Caesars Zeiten so und hatte sich 500 Jahre später nicht geändert.

Haus- uns Siedlungsformen

Germanische Siedlungen kamen über ein bescheidenes Dorfformat nicht hinaus. Das ergaben Ausgrabungen von Siedlungen und Bestattungsplätzen. Die sogenannten Haufendörfer waren nicht das Ergebnis planvoller Dorfgründung, sondern entwickelten sich organisch und je nach Bedarf. Verteidigungsanlagen waren kaum möglich, Zäune scheinen üblich gewesen zu sein.
Steinbauweise war den Germanen nicht geläufig. Ausgräber mussten die Rekonstruktionen von Häusern auf die gut nachweisbaren Pfostenlöcher und Feuerstellen aufbauen. Es ergaben sich dabei vielfach dreischiffige Langhäuser mit bis zu 8 Metern Breite und der vielfachen Länge von bis zu 60 Metern. Eine Feuerstelle lag zentral im vorderen Teil des Hauses. Erkennbar ist eine Trennung zwischen Wohn- und Stallbereich.
Die niedrigen, langen Seitenwände füllte man zwischen den Holzpfosten mit Flechtwerk und Lehm. Fenster sind nicht bekannt geworden. Der Boden bestand aus gestampfter Erde, oder Lehm. Auflagen aus Holzplanken werden diskutiert. Einen Großteil der Fläche bildete das Dach. Dieses soll vielfach mit Stroh eingedeckt gewesen sein, nicht auszuschließen sind vereinzelt Holz- oder Rindenschindeln, keinesfalls aber Dachziegel.

die Keramikerzeugung

Germanische Keramik wurde in der Regel lokal hergestellt und für den Eigenbedarf verwendet. Dies führte zu einer großen Vielfalt an Formen. Der oft "hinterwäldlerische" Eindruck rührt von den Unregelmäßigkeiten handgeformter Ware und einer bisweilen ungeschickten Formgebung.
Die mangelnde Professionalität zeigt sich auch in der späten Verbreitung der Töpferscheibe ab dem 3.Jh.n.Chr. Handgeformte Keramik überwiegt in der gesamten Kaiserzeit.

die Eisenerzeugung

Eine germanische Eisenproduktion ist erst ab dem 4.Jh.v.Chr. nachgewiesen. Man geht jedoch von einem früheren Zeitpunkt aus. Datiert sind Rennöfen bei Zossen auf das 4./3.Jh.v.Chr. In der römischen Kaiserzeit kam der Herstellung von Eisen ein große Bedeutung zu. Alle wichtigen Gerätschaften wie Waffen und Werkzeuge waren aus Eisen. Dieses gewann man aus dem vielerorts vorkommenden Raseneisenstein.

Eisenverhüttung bei den Hermanduren -
Rennfeueröfen von Gera-Tinz
Die ergrabenen Öfen wiesen unterschiedliche Bauart auf:
- Öfen mit eingetieftem Herd (max. 40cm tief) und frei stehender Schacht, aus Lehm errichtet, nur Teile der Ofenherde erhalten. - Mehr eingetiefte Öfen mit freistehender Ofenbrust und Gicht, meist am Rand einer Arbeitsgrube stehend. Die Gesamthöhe der Öfen lag zwischen 70 und 95 cm, die lichte Weite der Herde zwischen 32 und 40 cm, sie erweiterte sich in Höhe der Öffnung bis auf 45 cm. Die Öffnung (Gicht) maß im Durchmesser 15 - 20 cm. Die Wandung der Öfen bildete eine 8 bis 15 cm starke Lehmaus-schmierung. Die Füllung der Öfen mit Eisenerz und Holzkohle erfolgte durch die Gicht. Die rechteckigen Öffnungen von ca 24 x 20 cm in der mittleren Frontseite hatten in Gera-Tinz drei Funktionen: - Einsatz der Düse und des Blasbalges
- Entnahme der Luppe
- Entnahme der Schlacke, denn in den Herden der Öfen von Gera-Tinz fanden sich kleine Schlackenklötze - wie sonst üblich -, das spricht für die mehrmalige Nutzung der Rennfeueröfen.

Der Verhüttungsprozess ist durch Untersuchungen der Öfen und durch Experimente erkennbar. Eine Vorbehandlung (Zerkleinern/Pochen und Rösten) der auf der Erdoberfläche aufgelesenen Erzbrocken ist unbekannt, darf aber als prozess-fördernde Maßnahme angenommen werden. In dem auf einige Hundert Grad Celsius vorge-heizten Rennofen wird zunächst Holzkohle in den Herd geschüttet, in den Schacht entweder ein Gemisch von Holzkohle und Erz oder beide Rohstoffe schichtweise im Verhältnis 1 : maximal 1 eingefüllt. Die Reduktion des Eisens aus oxidischen Erzen beginnt bei Temperaturen um 700°C. Schlacke konzentrierte sich im unteren Teil des Ofens und wurde bei den Öfen von Gera-Tienz nach Beseitigung der Luppe entnommen, um den Ofen erneut zu benutzen. Zur Entfernung der eingeschlossenen Verun-reinigungen musste die Luppe im Ausheizherd (offene, mit Steinen umstellte Herdstelle) bei Schweißglut erhitzt und durchgeschmiedet werden, damit durch Verdichtung der Eisenteile ein verarbeitungsfähiger Werkstoff entstand. Die Produktionsmenge dieser Öfen war bei diesem Verfahren gering. Nach Versuchsschmelzen erzielte man beim Einsatz von ca. 200 kg Erz und 200 kg Holzkohle einen Ertrag von 15 - 20 kg Eisen, d.h. 1/10 der Erzmenge. (LM Weimar)