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römische Keramik - eine Einführung

Römische Keramik aus Italien

Aus Perspektive der NW-Provinzen beginnt römische Keramik erst mit dem roten Glanzton der Augustuszeit. Vor der römischen Eroberung spielten Importe aus Italien nur eine untergeordnete Rolle.
Ein völlig anderes Bild zeigen Museen Italiens, Südfrankreichs und der iberischen Halbinsel. Dort sind italische Tonwaren aus der hellenistischen Phase verbreitet und es zeigt sich, dass römische Keramik der Republik eine lange Geschichte hat.

Zur Zeit Alexanders war Rom nur eine Regionalmacht. 300 Jahre später war der Machtgewinn weit fortgeschritten. Der gesamte Handels- und Produktionsraum um das Mittelmeer (mare nostrum) befand sich in römischer Hand.

Eine Einordnung keramischer Artefakte als genuin römisch erweist sich in vielen Fällen als schwierig.
Es zeigt sich, dass mit der römischen Eroberung etruskische und griechische Traditionen nicht automatisch enden.

In der frühen römischen Republik wurde der Bedarf an Keramik im Regelfall von den etruskischen Nachbarn bezogen, Luxusware konnte im Einzelfall aus griechischer Quelle stammen, einfache Keramik fertigte man wohl auch lokal.
Das römisch Herrschaftsgebiet wurde im Lauf der Zeit immer größer und so kamen ehemals selbständige Keramikerorte nach und nach unter römischen Einfluss. Zentren wie Capua/Kampanien oder Volterra/Toskana sind nur Beispiele von vielen.

Das Bild unter römischem Einfluss hergestellter Keramik zwischen dem 3. und 1. Jh.v.Chr. wird durch schwarz engobierte Ware dominiert. Die lange Tradition der Vasenmalerei endet, Applikendekoration kommt vor, vereinzelt begegnen formgetöpferte Stücke. Besonders aus Kampanien kamen Massen nicht immer qualitativ hochwertiger Waren, die dennoch als Erfolgsschlager im gesamten westlichen Mittelmeerraum dominant waren.

Nach den Bürgerkriegen kam es zu einem Boom der Produktion hochwertiger keramischer Waren. Bedeutendes Zentrum war Arezzo mit qualitativ exzellenter Ware aus rotem Glanzton. Auch die Padana brachte innovative Produkte (Acobecher, Sariusschale). Bekannt waren ebenso Pisa und Pozzuoli als wichtige Fabrikationsorte. Darüber hinaus gab es viele kleinere Produktionen.


Ganz offenkundig bevorzugten in der frühen Kaiserzeit vermögende Haushalte feine und feinste keramische Waren. Qualitativ sind diese Spitzenstücke später nicht mehr erreicht worden.

Die Blüte italischer Keramikproduktion war nicht von Dauer. Günstigere Ware aus Gallien (Lyon, Graufesenque, Banassac, Lezoux) und das Aufkommen der Glasproduktion machten den Keramikern Italiens zu schaffen.
Keramische Waren verloren an Prestige. Wichtiger als die Qualität war nun der Preis, und dabei waren die gallischen, später nordafrikanischen Importe offenbar nicht zu schlagen. Italische Ware hatte ab dem frühen 2.Jh. nur noch regionale Bedeutung.

In der gesamten Kaiserzeit spielte lokale Ware ein große Rolle. Auch wenn diese oft nicht Exportqualität erreichte, dürfte der Preis den Ausschlag gegeben haben.
Die meisten Brennöfen waren bescheiden dimensioniert. Wichtig war immer die Entscheidung für oder gegen die Gaszufuhr aus der Feuerung. Daraus ergab sich leuchtendrote Keramik oder eher einfache graue oder schwarze Ware

Gallische Keramik der Kaiserzeit

zeigt sich mit einer überbordenden Fülle an Material, Formen und Dekorationen. Einerseits werden dabei keltische Traditionsformen und -techniken fortgesetzt, andererseits kommen neue Formen vor allem aus Italien hinzu. Besonders auffallend ist das Aufkommen roten Glanztons, wie er bereits im späten 1.Jh.v.Chr. in Arezzo hergestellt wird. Dieses anfangs sehr fein gearbeitete Luxusgeschirr wird in augustäischer Zeit in Lyon perfekt kopiert. Bald kommt bei einer ganzen Gruppe von Fertigungsstätten in Südgallien mit dem Hauptort La Graufesenque zu großen Fertigungsmengen, die offenbar im Preis so weit unter der italischen Ware liegen, dass erfolgreich bis ins südliche Italien exportiert werden konnte. Das 2.Jh. ist durch den neuen Hauptort Lezoux mit einer großen Gruppe zentral-, später ostgallischer Produktionsstätten mit immer einfacherer und günstigerer Ware gekennzeichnet. Im fortgeschrittenen 2.Jh. kommt aus Rheinzabern eine riesige Menge roten Glanztons hinzu. Spätestens für diese Zeit kann roter Glanzton (TS) nicht mehr als exklusives Luxusgeschirr angesprochen werden. Auch wenn ein höherer Fertigungsaufwand und bisweilen nicht unerhebliche Transportkosten einen höheren Preis nach sich zogen, als dies für einfache lokale Ware der Fall war: Die letztlich an Haushalte verkaufte riesige Produktionsmenge dieser Zeit bedingte eine breit gestreute Distribution in allen Kreisen mit Geldeinkommen.

Im 3.Jh. verfällt die Qualität vor allem der formgetöpferen Ware zunehmend und man weicht auf andere Techniken wie Barbotine oder einfache Malerei aus. Der letzte Glanzton der NW-Provinzen stammt aus den Argonnen.

Ab dem 2.Jh. kommt es zum Aufstieg nordafrikanischer Ware. Im Gegensatz zur rheinischen Keramik fallen für die Mittelmeeranrainer nur mäßige Transportkosten an. Immer größere Kontingente überschwemmen bis ins 6.Jh. Spanien, Südgallien, Italien und den gesamten Osten.

Vermögende Haushalte hatten sich längst für andere Materialien entschieden. Glas war beliebt und ab dem 1.Jh. erschwinglich, Bronze und Silber hatten immer schon Prestige. Nicht zu unterschätzen ist auch der Anteil hölzerner Gefäße.