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römisches Glas - vitrum

Einführung Rohglas römische Glasfarben römische Glasherstellung

Technik

Glas in Töpfertechnik frei geblasenes Glas formgeblasenes Glas Applikenglas Schliffglas, Glasgravur Glasmalerei, bemaltes Glas Goldfolienglas Cameoglas römisches Fensterglas Minimosaikglas

Hauptformen

römische Glasbecher römische Henkelbecher römische Glasschalen Glasteller römische Glasflaschen römische Glaskannen römische Doppelhenkelkrüte Vorratsglas römisch Parfumgefäße römisch Glas römische Glasgießer römisches Trinkhorn Glas modiolus Glas römisch römische Weinenten Stielgefäß römisch Glas römischer Glasschöpfer römische Glastrichter Glasleuchter römisch römisches Glas Dosen römische Tintenfässer Glasformen römisch weitere
 griechisch-hellenistisches Glas
 altägyptisches Glas


vitrum - das Glas der Römer

Antikes Glas ist wohl im späten 3.Jt.v.Chr. als Zufallsprodukt der Keramikerzeugung entdeckt worden. An den frühen Standorten der Glasproduktion kommt in der Natur bereits die richtige Mischung Sand/Soda/Kalk vor und muss "nur" noch geschmolzen werden. Parallel dazu scheint die Kupferverhüttung grünlich glasig-transparente Schlacken und Niederschläge geliefert zu haben. Ungefähr 500 Jahre dauerte es, bis Gefäße aus Glas gefertigt werden konnten. Und erst nach weiteren 1500 Jahren wurde im 1.Jh.v.Chr. die bahnbrechende Entdeckung gemacht, dass heißes Glas durch Luft aufgebläht werden kann. Auch wenn laut Plinius d.Ä. die Wiege der Glasmacherkunst in Palästina liegen soll, kommen die ältesten uns vorliegenden Stücke aus dem Zweistromland und Ägypten. Frühe Glasobjekte waren rar und wertvoll. Nur an wenigen Stellen wurde Rohglas erschmolzen und über weite Strecken gehandelt. Wie dieser Handel ausgesehen hat, ist weitgehend unbekannt. Rohglas ist als Handelsware bis in das 21.Jh.v.Chr. nachweisbar. Bei den Funden handelt es sich meist um bereits gefärbtes Material.

Haltbarkeit

Abgesehen von der Bruchgefahr ist das Material auch chemisch keineswegs so stabil, wie man es sich wünschen könnte. Viele antiken Gläser waren in Ermangelung ausreichender Kalkanteile wasserlöslich und sind verschwunden. Aber auch die auf uns gekommenen Stücke leiden an sogenannter Verwitterung. Die angegriffene Oberfläche verfärbt sich und kann eine silbrig-weiße bis stumpfschwarze Schicht bilden. Auch das von Laien attraktiv empfundene Irisieren ist in Wirklichkeit ein Abblättern feinster Schuppen mit Lichtbrechung in leuchtenden Farben.

römisches vitrum der Kaiserzeit

Ab dem 1.Jh. nimmt die Glasproduktion derart zu, dass wohlhabende Haushalte häufig Glasfenster besaßen und für große Teile der Bevölkerung Glasbecher erschwinglich wurden. In der Völkerwandungszeit geht das Wissen um die Rohglasherstellung in vielen Provinzen verloren und man behilft sich mit dem Recyclen alter Gläser. Römisches Fensterglas war daher im 5.-6.Jh. ein geschätztes Rohprodukt.

Zusammensetzung

Antikes Glas besteht aus Soda, Kalk und Silikaten. Letztere sind eigentlich der Hauptbestandteil, besitzen jedoch einen derart hohen Schmelzpunkt, dass antike Technologie überfordert war. Durch die Zugabe von Alkali (Soda) senkte man die benötigte Temperatur auf damals erreichbare 1000° - 1100° C.

Erhaltung

Nicht bekannt war offenbar die Bedeutung einer Kalkzugabe. Ohne diese war die Glasmasse jedoch wasserlöslich. Viele antike Gläser haben sich im Lauf der Zeit einfach aufgelöst oder sind in einem instabilem Zustand. Wo Verunreinigungen im Sand (Muschelreste, Flusskiesel) den nötigen Kalkanteil lieferten, entstanden dauerhaft stabile Glasmassen. Viele mesopotamische Glasschmelzer scheinen das Problem in den Griff bekommen zu haben, indem sie kalkhaltige Pflanzenaschen zugaben.

getöpfertes Glas

Diese in der Antike häufig verwendete Technik des Glasformens ist weit gehend in Vergessenheit geraten. Glas besitzt richtig temperiert zähflüssigen Charakter, der ein Verformen ermöglicht. In Verbindung mit der klassischen Drehscheibe lassen sich interessante Stücke fertigen. Die frühe Geschichte antiken Glases ist ein Nebeneinander von Keramik- und Glastöpfern. Kein Wunder, dass viele Formen parallel ausgeführt wurden. Erst im späten Hellenismus entwickelten Glasbläser eine neue und nur für dieses Material adäquate Formensprache. Getöpferte Stücke sind meist von kräftiger Wandung und weisen gerundete Kanten auf, für Gebrauchsglas ideale Eigenschaften.

Römisches Mosaikglas besteht in der einfachsten Ausprägung aus gleichartigen Elementen. Meistens werden 2 oder 3 verschiedenartige Elemente verwendet und somit eine lebhafte Struktur erzielt.
Die Datierung der Gruppe bereitet erhebliche Schwierigkeiten. Offenbar wurden über einen langen Zeitraum sehr ähnliche Stücke erzeugt.
Formenspektrum:
Isings 1 niedere Rundwandschale
Isings 2 Schalen mit eingeschnürter Wand
Isings 3 Rippenschale
Isings 12 Kugelige Schale
Pyxis
Mille-Fiori-Glas: Die wenig scharfe Bezeichnung definiert eigentlich keine eigene Gruppe. Strukturell handelt es sich um "einfache" Mosaikgläser, die aus mehrfarbigen rundlichen Stangen- abschnitten zusammengesetzt wurden. Die bim Eintöpfern unvermeidliche Dehnung belebt vorteilhaft. Die kleine Gruppe ist nicht einheitlich datiert.
Achatglas: Durch besonders geschicktes Auslegen (oder Spritzen?) der Glasmasse konnte eine begehrte und besonders wertvolle Optik erzielt werden. Diese Stücke imitieren die extrem teuren Achatgefäße. Hellenistische Vorläufer werden ins 2.Jh.v.Chr. datiert, römische Stücke sind julisch-claudisch.
Reticellaglas: Hier handelt es sich um eine dem Mosaikglas ähnliche Technik. Als Besonderheit werden die Formen aus gedrehten Glasfäden aufgebaut und in Form getöpfert. Dies erfordert viel Geschick, Präzision und Schnelligkeit. Die Stücke datieren meist aus dem 1.Jh.v.Chr.
Rippenschalen (Form Isings 3) waren zwischen 100 vor und 130 nach Chr. sehr beliebt. Die Glasmasse wurde um einen gewölbten Kern getöpfert und von oben her mit Hölzern zu Rippen gedrückt. Zuletzt wurden die Rippen am Schalen- rand plangedrückt.
Frühe Stücke sind nur manchmal mehrfarbig, meist jedoch von kräftiger Farbe, später ganz überwiegend transparent weißlich-grün.
Im 1.Jh. werden Rippenschalen kopiert. In diesen Fällen handelt es sich um geblasenes Glas (zarte Rippenschalen).
Gewöhnungsbedürftig ist die Vorstellung, Rippenschalen wären als Trinkschalen benutzt worden. Besonders die flache Variante (Isings 3a) ist als Trinkgefäß unhandlich. Bei den tendenziell späteren naturfarbenen Stücken überwiegt die hohe Ausführung (Isings 3b). Die Luxusvariante früher Rippenschalen wurde aus Mosaikglas gefertigt. Es handelt sich um die flache Form Isings 3a. Meist wird eine Datierung tiberisch-claudisch vorgenommen.
Durch die spezielle Glasstruktur ist bei diesen Schalen die Herstellungstechnik besonders gut erkennbar.

Während man früher davon ausging, dass aus einem zweilagigen Glas (Überfangglas) die weiße Deckschicht durch Schliff in Form gebracht wurde, weiß man es heute besser: Zuerst wurde ein Gipsmodel mit sehr feinem Relief erstellt. Die Vertiefungen füllte man dann mit weißem Glaspulver und töpferte zuletzt den blauen Grund darüber. Die zähe Glasmasse war heiß genug, um das weiße Glaspulver anzuschmelzen. Auf ein die damalige Technik überforderndes Schliffverfahren konnte so verzichtet werden. Die sogenannte Portlandvase im British Museum als wohl berühmtestes Stück ihrer Gattung zeigt exemplarisch die Herstellungstechnik. Die reliefierte Zone war über ein bestimmtes Maß hinaus nicht töpferbar. Der Künstler hätte die "verhungerte" Oberkante sicher gerne vermieden.





Wikipedia
Glas MetMuseum
Glasforschung R.Lierke
Corning Glasmuseum
Glassammlung Wolf