Cameoglas - römisches Reliefglas
Während man früher davon ausging, dass aus einem zweilagigen Glas (Überfangglas) die weiße Deckschicht durch Schliff in Form gebracht wurde, weiß man es heute besser:
Zuerst wurde ein Gipsmodel mit sehr feinem Relief erstellt. Die Vertiefungen füllte man sodann mit weißem Glaspulver und goss zuletzt den blauen Grund darüber. Die zähe Glasmasse war heiß genug, um das weiße Glaspulver anzuschmelzen.
Auf ein die damalige Technik überforderndes Schliffverfahren konnte so verzichtet werden.
Auf ähnliche Weise wurden feine Glasreliefs gefertigt.
Mit der antiken Schlifftechnik wären derart präzise Ergebnisse nicht möglich gewesen.
Das Überdecken und Anschmelzen des weißen Glaspulvers
gelang selten ganz fehlerfrei; und gerade die kleinen Missgeschicke
zeigen die Fertigungstechnik.
A Korbdeckel mit Schlange - das Weiß ist hier völlig "verhungert"
B verschobene Ferse
C Rand - als Schliffergebnis unvorstellbar
Das Fehlerbild wiederholt sich. Das Weiß bei Flügel und Hand unvollständig, zugleich ist das Relief teilweise mit blauerm Glas ausgefüllt.
Hier ist die Schwäche der Cameotechnik offensichtlich. Nicht immer war das über das weiße Glaspulver getöpferte Blauglas heiß genug, das Pulver anzuschmelzen, teils wurde auch zu wenig Pulver eingebracht. Dann wird erkennbar, dass vorgefertige Reliefs ausgetöpfert wurden. Überfangtechnik mit Schliff sieht anders aus.
Auch wenn von den wenigen antiken Kameogläsern die meisten weiß auf blauem Grund sind, hat es andere Varianten gegeben.
Fast alle Stücke sind dem 1. Jh. zuzurechnen, überwiegend dem frühen 1. Jh.
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