Rohglas der Antike, Rohmaterial römischer Gläser
Bis zum Beginn der Kaiserzeit wurde Rohglas von nur wenigen Spezialisten hergestellt und über weite Strecken gehandelt. Wie dieser Handel ausgesehen hat, ist weitgehend unbekannt. Rohglas ist als Handelsware bis ins 21.Jh.v.Chr. nachweisbar. Bei den Funden handelt es sich meist um bereits gefärbtes Material.
Antikes Glas besteht aus Soda, Kalk und Silikaten. Letztere sind eigentlich der Hauptbestandteil, besitzen jedoch einen derart hohen Schmelzpunkt, dass antike Technologie über-
fordert war. Durch die Zugabe von Alkali (Soda) senkte man die benötigte Temperatur auf damals erreichbare 1000° - 1100° C.
Nicht bekannt war offenbar die Bedeutung einer Kalkzugabe. Ohne diese war die Glasmasse jedoch wasserlöslich. Viele antike Gläser haben sich im Lauf der Zeit einfach aufgelöst oder sind in einem instabilem Zustand.
Wo Verunreinigungen im Sand (Muschelreste, Flusskiesel) den nötigen Kalkanteil lieferten, entstanden dauerhaft stabile Glasmassen. Viele mesopotamische Glasschmelzer scheinen das Problem in den Griff bekommen zu haben, indem sie kalkhaltige Pflanzenaschen zugaben
Kaiserzeitliches Glas besteht aus 55 - 75 % Silizium-dioxid, 10 - 20 % Alkali, 5 - 15 % Kalzium und Spurenelementen.
Glasschmelzen
Trotz aller Suche sind bisher keine vorrömischen Schmelzöfen gefunden worden. Der Produktionsvorgang kann jedoch rekonstruiert werden.
Offenbar wurde in einem zweistufigen Verfahren zuerst Fritte hergestellt. Dies geschah durch eine Feststoffreaktion der zerstoßenen
Flusskiesel und Asche über einen längeren Zeitraum bei nur ca. 850° C. Im weiteren wurde die erkaltete Fritte gemahlen, auf 1000°
bis 1100° C. erhitzt und dabei geschmolzen.
Plinius d.Ä. beschreibt diesen Vorgang (historia 36. 193-194) als die alte Methode. Wie die moderne Herstellung ausgesehen haben mag,
bleibt leider im Dunkeln. Fest steht, dass die Glasproduktion im 1.Jh. einen enormen Aufschwung erlebte und der Preis für einfaches Glas
für weite Kreise erschwinglich wurde. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass in dieser Zeit das Wissen um die Rohglasherstellung
verbreitet war, und es dadurch in vielen Gegenden zu einer autarken Fertigung kam.
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