römisches Fensterglas, Flachglasscheiben der Römer
Fensterglas ist seit dem frühen 1.Jh. nachgewiesen. Bereits 50 Jahre später ist Fensterverglasung in den Bädern z.B. der
Versuvstädte üblich, ebenso in den Häusern der Oberschicht.
Im Lauf des 1.Jh. wurde es für immer breitere Schichten erschwinglich. Nördlich der Alpen wurde Fensterglas vielfach
gefunden, in Kastellen ebenso, wie an öffentlichen Gebäuden und römischen Villen.
Fenstergrößen sind bis zu 70x100cm und 80x80cm nachgewiesen (Pompeji), geläufig waren 28x38 cm bis
33x55 cm.
Bereits im 1.Jh. hatte das Kaiserhaus Gewächshäuser aus Glas. Tiberius ließ unter dem Schutz der Treibhaus-fenster (specularium munimenta) darin winters seine geliebten Gurken ziehen.
Lange Zeit war man der Meinung, römische Fenstergläser wären überwiegend gegossen und gebügelt worden. Bei Versuchen der englischen
Glasmacher Mark Taylor und David Hill stellte sich heraus, dass diese Art der Fertigung mit antiken Mitteln nicht möglich war.
Weitere Versuche ergaben die folgende Herstellungsweise:
Das geschmolzene Glas wurde dabei auf eine feuchte Oberfläche gegossen und sofort mit einem zylindrischen Holzblock ausgewalzt.
So entstand eine runde Scheibe von ca. 5 mm Dicke. Diese wurde dann auf eine Unterlage übertragen, die mit einem Trennmittel
überzogen war, um ein Anhaften zu vermeiden. Die Scheibe konnte auf der Unterlage nochmal erhitzt werden. Die erhitzte Ecke
fixierte man mit einer Metallstange und zog die gegenüberliegende mit einer Pinzette weg, so dass in der erhitzten Ecke ein
rechter Winkel entstand. Die anderen drei Ecken behandelten Taylor und Hill auf gleiche Weise. Schließlich wurden die Seiten
durch Andrücken an Metallstäbe begradigt und die Scheibe noch einmal komplett erhitzt. (Jennifer Kopp, Römisches Fensterglas)
Ab dem späten 2.Jh. kam eine weitere Fertigungstechnik auf: Glas wurde dabei als große zylindrische Form geblasen, die Enden entfernt, der Zylinder
aufgeschnitten und ausgerollt. Die so hergestellten Fenstergläser sind glatt mit meist geringer Materialstärke.
Die neue Technik verdrängte nicht das lange eingeführte Verfahren, könnte für besonders hochwertige Verglasungjedoch bevorzugt worden sein.
Seneca (nat.quaest.4.13.7): "Wenn sie also ihre Speisezimmer auch mit Vorhängen und Fenstergläsern schützen und mit mächigem Feuer die Winterkälte vertreiben ..."
Für die Bäder in Xanten ist eine Doppelverglasung nachgewiesen.
Als Material für die Fensterrahmen
wird Holz und Blei genannt.
Zu Reinigungszwecken muss mindestens ein Teil der Scheiben beweglich gewesen seiin.
Fensterverglasung war in der späten Kaiserzeit auch in Form von Butzen- scheiben bekannt.
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