formgeblasenes römisches Glas - eine spezielle Glastechnik der Römer
Schon in der Frühzeit mundgeblasenen Glases wurde die Technik entwickelt, heißes Glas in komplexe Formen einzublasen. Dies ermöglichte ganz spezielle dreidimensionale Formen. Bei der Entwicklung komplizierter mehrteiliger Model war anfangs Syrien/Palestina führend, besonders Sidon und die überragenden Stücke von Ennion.
Erst in der Kaiserzeit konnten die Nordprovinzen gleichziehen.
Sidonflaschen
Kleine Gefäße wie Duftöle, Parfumflaschen und Salbtöpfchen wurden vor allem im 1.Jh. in mehrteiliger Form geblasen.
Die oft markante Form scheint dabei als Markenzeichen gedient zu haben. Bei mehreren Typen sind religiöse Motive vorhanden.
Es könnte sich also um Gefäße mit geweihtem Inhalt gehandelt haben. Dattelflaschen
Eine Spezialität sind die vielfach gefundenen Dattelflacons. Bei den Model für die ungewöhnlichen Form mit Unikatcharakter könnte es sich um Abformungen echter Datteln handeln. Mit jeweils einer Dattel wäre ein Gipsmodel erstellt und mit Glas eingeblasen worden.
Dattelflacons sind in den Vesuvstädten vertreten und waren bis ins 2.Jh. in Gebrauch.
Enniontassen
Zu den feinsten Beispielen formgeblasenen Glases gehören die nach ihrem Erzeuger benannten Enniontassen.
Ennion arbeitete in der 1.H.des 1.Jh. vermutlich in Sidon.
Oft signierte er seine Werke.
Seine Stücke gehören zum Feinsten dieser Technik.
Sidonbecher
In Form geblasene Becher waren im 1.Jh. eine Spezialität aus Syrien/Palestina. In zwei- oder dreiteilige Model mit Bodenteil wurden Becher ähnlich der Ennionware eingeblasen. Meist handelt es sich um Themenbecher: Siegesbecher, Circusbecher und Götterbecher sind mehrfach belegt.
Unklar ist die Herkunft mehrerer hoher Exemplare aus den Vesuvstädten. Hierbei könnte es sich um italische Ware handeln.
Glasmacher in Rheinland/Gallien haben wenig zur Gruppe formgeblasener Becher beigetragen.
Lotusbecher
C.Isings hat diese Becher als Herkulesbecher interpretiert. Tatsächlich gibt es auch Herkulesflaschen und Bechervarianten,
die einer Darstellung der Herkuleskeule nahekommen. Wie so oft konnte sich der neue Name nicht durchsetzen.
Rippenstrukturen:
Beliebt schon bei hellenistischen Glasmachern war die Möglichkeit, durch Lanzettstrukturen dekorative Oberflächen zu schaffen.
Die entsprechend geformten Model dienten anfangs dazu, getöpferten Glasschalen Form zu geben. Ab der Zeitenwende erwies sich das Einblasen in die altbekannten Rippenformen als effizienter, und so verdrängte die neue Technik die sehr aufwändigen hellenistischen Lanzettenschalen.
Traubenflaschen und Kopfgefäße
sind eine Spezialität des Rheinlandes.
Ihre Produktion ist ab ca 150 n.Chr. und im 3.Jh. nachweisbar.
Der Glaskörper ist in ein 2teiliges Model geblasen, Griffe,
Ösen und Fußteile wurden angarniert.
Schliff-ImitationenDie Technik des In-Form-Blasens eignet sich gut, um Schliffstrukturen zu imitieren. Dies schloss nicht aus, dass manche Objekte in erkaltetem Zustand einer zusätzlichen Schliffbehandlung unterzogen wurden. So konnte geschickt der Eindruck erweckt werden, das jeweilige Objekt wäre komplett mit Schliffdekoration versehen. Vor allem im Rheinland wurde mit dieser Kombination gespielt. |
Schliffglas Wikipedia
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