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Opus sectile
meint sowohl eine Technik, bei der Material ausgenommen und mit anderen Steinen aufgefüllt wird
(Intarsien in Stein) wie auch eine präzise Stein-an-Stein-Verlegung bei der durch verschiedene Sorten
ganze Bilder entstehen können. Es versteht sich, dass beide Techniken handwerklich sehr aufwändig und teuer sind.
In vielen Fällen wurden Arbeiten aus opus sectile in den feinen Wandputz verlegt. Dies ersparte aufwändige Anpassung
an den Hintergrund und gab die Möglichkeit, die Komposition mit malerischen Mitteln weiterzuführen.
Die Relikte dieser Technik sind daher meist wenig spektakulär. Das Konzept kann meist nicht mehr rekonstruiert werden.
Details enthüllen Feinheiten der Technik. Als Stilmittel wurden Ritzungen ebenso eingesetzt wie das Einfärben, um Schatteneffekte zu erreichen.
Bei Neros Prunkschiff wurden Serpentin, Porphyr, weißer Marmor, rotes und grünes Glas
in Kassetten aus Ton eingesetzt und kassettenweise verlegt.
Die erhaltenen Arbeiten aus der Hadriansvilla bei Tivoli zeigen einen selbstverständlichen, lockeren Umgang mit verschiedenen Materialien. Farbglas besitzt dabei einen viel größeren Anteil, als dies anfangs zu erkennen ist.
Eine im Nationalmuseum Neapel gezeigte Tischplatte hat als Grundlage eine sehr massive Platte aus hellem Marmor. Diese wurde ausgenommen und mit fünf weiteren Marmorsorten eingelegt. Auch hier beeindruckt die handwerkliche Qualität besonders beim laufenden Hund.
Ein im Nationalmuseum Neapel leider nicht optimal präsentiertes Bodenstück besticht durch seine Farbstellung. Nähere Betrachtung bringt zum Vorschein, dass hier mit Farbglas das Spektrum erweitert wurde. Es handelt sich dabei um in Sechseckformen gegossene Glasmasse der Farbe "ägyptisch Blau" sowie ein leuchtendes Orange. Beide Farben sind als Marmor nicht vorhanden.
Die Bodenreste aus Neros Goldenem Haus im Aventinmuseum sind eine Klasse für sich. Nie wieder hat sich die Menschheit vergleichbare Böden geleistet.
Numidischer Marmor und Serpentin wurden nahezu fugenfrei verlegt. Ein Blick in die Details zeigt jedoch: auch hier wurde der Pracht nachgeholfen wurde.
Kleine Fugen (in Dunkelrot gehalten) wurden nicht aus Stein, sondern aus gefärbtem Marmorputz ausgeführt.
Sehr anspruchsvoll war das passgenaue Zusammensetzen unregelmäßig geformter Teile, wie sie für Bildwerke benötigt wurden.
Nur wenige Spezialisten werden dazu in der Lage gewesen sein. Die erhaltenen Werke entstanden meist in der mittleren
und späten Kaiserzeit, bisweilen wie in Ostia mit frühchristlichem Hintergrund.
In der italienischen Renaissance wurde die Kunst des opus sectile unter dem Begriff pietra dura wiederbelebt und als Schmuck z.B. für Tische eingesetzt.
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