die Technik römischer Mosaiken - mosaizieren wie die Römer
Frühe griechische Mosaiken bestehen stets aus ungebrochenen Kieselsteinen. Die Hauptfarben sind Schwarz und Weiß, weitere Farben werden nur sparsam eingesetzt.
Im 3.Jh.v.Chr. begann man, das verwendete Material aus Stein zu kallibrieren.
Die Vorteile lagen auf der Hand:
- Die Bandbreite verwendeten Steins war nur
durch die physische Eignung eingeschränkt
- Der Anteil der Fugen an der Fläche war nur
noch eine Frage der Präzision.
- Prägnanz der Linien und bessere Farbkraft
wurden erzielt.
- Kleine und kleinste Tesselae ermöglichen
feine Strukturen mit Abtönungen
- Die Mosaikhöhe (-stärke) konnte definiert
und begrenzt werden. Dies machte den
Transport feiner Mosaiken möglich.
opus tesselatum
Der Name leitet sich ab von "tessella" = kleiner Würfel. Für große Flächen wurden Stein- oder Marmorwürfeln ähnlicher Größe bis zu 2 cm Kantenlänge eingesetzt.
Einfache Mosaikflächen wurden auf dem Estrich mit Rötel vorgezeichnet und direkt gelegt.
Die knappe Zeit bis zum Abbinden des Untergrunds bedingte ein Arbeiten in Abschnitten und begrenzte zugleich den möglichen Aufwand.
Unter diesem Zeitdruck mussten professionell agierende Handwerkergruppen mit maximaler Effizienz Hand in Hand arbeitend das Beste machen.
Das Arbeiten mit Schablonen, vorgefertigten Struktur- elementen sowie eine weitgehende Arbeitsteilung können vorausgesetzt werden.
emblemata vermiculata
Opus vermiculatum - ab ca. 200 v.Chr. - die feine Art des Mosaizierens. Dabei handelt es sich um die Arbeit mit kleinen und kleinsten Tesserae bzw. Smalti.
Gelegt wird hier nicht auf dem Boden, sondern auf Trägerplatten aus Terracottafliesen.
Opus vermiculatum wurde in hochspezialisierten Werkstätten gefertigt. Dort konnte unter optimierten
Umständen (Platz, Licht, Materialnachschub) eine Mosaizistengruppe hocheffezient arbeiten. Eine weitgehende Arbeitsteilung war selbstverständlich.
- Planung,
- Untergrund,
- Vorzeichnung,
- Materialvorbereitung,
- Ausführung der wichtigsten Teile wie den
Gesichtern, Personen, Tieren etc.,
- Ausführung der einfacheren Flächen im
Hintergrund,
- Schleifen
- Finishing
Nur diese Technik ermöglichte es, superfeine Spitzenmosaiken zu erstellen. Schwierig ist vor allem die Kallibrierung der Tesselae.
Stein derart fein, nadelförmig zu brechen, scheitert meist schon am Material. Bei Formaten mit z.B. 5x1x0,6 mm bröseln die Stücke
einfach weg. Nur ausgesuchtes Material, exakt in Richtung des Steingefüges geschlagen, hat Chancen. Wird fehlerhaftes Material nicht
rechtzeitig erkannt und eingebaut, ist ein späteres Abplatzen der Oberkante die Folge. Reparaturen an superfeinen Arbeiten sind fast unmöglich.
opus vermiculatum - Trägermaterial
Die meisten Emblemata sind auf Tegulae Bipedales verlegt, die nach dem Brand eine Kantenlänge von ca. 50 cm aufweisen. (B.Andreae)
Der Transport der Emblemas war nicht schwierig und wurde oft über sehr weite Entfernungen durchgeführt.
Beim Einbau vertiefte man die Platte im Boden auf das richtige Niveau und umlegte sie mit in der Regel sehr viel gröberen Steinen in der
Technik des opus tesselatum.
Bereits in der hellenistischen Frühzeit des feinen Mosaiks werden Emblemas in Marmorkassetten eingebaut. Ein präziser, weißer Rand,
verbunden mit einer hohen Kantenstabilität waren vorteilhaft.
Waren größere Formate gefragt, erstellte man Setzkästen, in dem Fall des Emblems aus Tor Marancia (heute Vatikan.Museen)
aus Schiefer 100 x 100 cm mit innerem rotem Marmorrahmen von 70 x 70 cm.
Auf großen Fliesen verlegt war der Prunkboden des Nemischiffes (1.Jh.) Es überrascht die relative Stärke des feinen Estrichs.
Bei mosaizierten Emblemas wird mit viel knapperer Höhenentwicklung gearbeitet.
Aufwändige Emblematas wurden im 2.Jh. selten. Man setzte nun mehr auf großformatige Strukturen und nahm dafür eine gröbere Verarbeitung in Kauf.
opus incertum
Der Name stammt von "incertum", ungewiss, unregelmäßig, ungeordnet. Mit dieser Setzart erreicht man eine leichte, spielerische Wirkung. Sie ist die freieste Form der Flächengestaltung.
Verwandt mit dem opus incertum sind Böden mit nur scheinbar ungeordneter Struktur.
das Glätten der Oberfläche
Frisch gelegte Mosaikböden weisen unregelmäßige Oberflächen auf. Bei Wandmosaiken ist dies gut erkennbar und oft erwünscht.
Bei Böden legte man jedoch Wert auf eine möglichst glatte Oberfläche. Bei einfachen Böden mag der Aufwand des Planschliffs
vergleichbar mit der Arbeit des Mosaiklegens gewesen sein.
Hochwertige Bildmosaiken zeigen grundsätzlich eine sehr feine Durcharbeitung, bei einfachen Böden sparte man sich bisweilen den Feinschliff.
"... wenn sie aber aus Mosaik hergestellt sind, dass die Würfel all ihre Ecken ausgeglichen haben. Wenn nämlich die Ecken nicht
gleichmäßig eben sind, ist die Abschleifung nicht ordnungsgemäß durchgeführt.
... Ist der Boden durch Abschleifen und Polieren fertig, dann soll auf die abgeschliffene Oberfläche Marmorstaub gesiebt und darüber eine
Decke aus Kalk und Sand gezogen werden." (Vitruv 7.1.4, Übersetzung C.Fensterbusch)
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